Joseph Bastian dirigiert Amy Beach
Münchner Symphoniker & Joseph Bastian – Amy Beach
Ein Meisterwerk zu entdecken, das der Musikwelt noch weitestgehend unbekannt ist, sorgt für eine ganz besondere Aufregung – und ist eine echte Seltenheit. Gleich drei solche Juwelen zu finden und sie in einer Erstaufnahme mit herausragenden Künstlerinnen festzuhalten ist ein Glücksfall! – Joseph Bastian
Unser aktuelles Album präsentiert symphonische Werke der amerikanischen Komponistin Amy Beach. Joseph Bastian und die Münchner Symphoniker engagieren sich sehr für die Musik unterrepräsentierter Komponistinnen, was sich neben ihren einfallsreichen Programmen nun auch in dieser ersten gemeinsamen Aufnahme niederschlägt.
„Auch wenn die Gaelic Symphony inzwischen immer wieder im Konzertrepertoire zu finden ist, bleibt Amy Beachs faszinierende musikalische Sprache für viele noch unentdecktes Terrain. Und genau das macht die Arbeit damit so schön und spannend: Sich ganz auf eine neue Klangwelt einzulassen, die Details mit den großen Linien in Einklang zu bringen und die Feinheiten sowie die Raffinesse ihrer großartigen Instrumentationskunst verstehen zu lernen, ist eine ohren- und seelenöffnende Bereicherung. Diese Musik ist so reich, so vielschichtig und so farbig, dass man sie nur lieben kann.“ – Joseph Bastian
Neben der bahnbrechenden „Gaelic Symphony“ – die erste Symphonie einer amerikanischen Komponistin überhaupt – gibt es auf dem Album noch drei Weltersteinspielungen zu hören, allesamt symphonische Werke mit Stimme. Solistinnen sind die Sopranistin Camille Schnoor sowie Angela Brower, Mezzosopran.
Die „Gaelic Symphony“ verdankt sich ihre Existenz einerseits der Schaffenskraft und dem trotzigen Selbstbewusstsein von Amy Beach, die auch unter der Fuchtel ihres Ehemannes nicht von der Musik ließ. Andererseits dem Einfluss von Antonín Dvořák, der damals in den USA lebte, verpflichtet als Geburtshelfer einer genuin amerikanischen Musik. In seiner Neunten Symphonie „Aus der Neuen Welt“ verarbeitete er Melodien von indianischen Ureinwohnern sowie afroamerikanische Spirituals. Amy Beach ging einen anderen Weg: „Wir in Neuengland sind doch viel mehr von den alten englischen, schottischen und irischen Liedern geprägt, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben.“ Entsprechend basiert ihre klassisch viersätzige Symphonie auf Melodien aus dem gälischen Sprachraum.
Die Premiere 1896 in Boston geriet zu einem Triumph, der sich auch 1913 bei Gastspielen in Deutschland wiederholte: Ein Hamburger Kritiker schwärmte von ihrer „höchsten musikalischen Begabung – die erste Amerikanerin, die imstande war, Musik von exzellenter Qualität nach europäischem Maßstab“ zu komponieren.
Mit „Eilende Wolken, Segler der Lüfte“ folgte eine „große dramatische Arie“ auf Basis von Friedrich Schillers „Maria Stuart“. Walter Damrosch leitete die New York Symphony Society in der Uraufführung.
„Jephthah’s Daughter“ schuf Beach 1903. Es ist eine weitere Konzertarie, diesmal für ihre Freundin Marcella Craft aus Indianapolis, die in Europa Karriere machte und etwa an der Münchner Oper Richard Strauss‘ „Salome“ unter der Leitung des Komponisten sang. Entsprechend anspruchsvoll ist der Vokalpart gehalten. Im Fokus steht die Tochter des biblischen Feldherrn Jephta, der geschworen hat, im Falle seiner siegreichen Rückkehr das erste Wesen zu opfern, was ihm entgegenkommt – leider eben seine Tochter.
Das Orchesterlied „Extase“ auf einen Text von Victor Hugo entstammt einem Zyklus, den Beach 1893 einer weiteren Bekannten widmete, der „Baroness de Hegermann-Lindencrone“. Tatsächlich handelte es sich um die in Massachusetts geborene Lillie Greenough, die später den dänischen Botschafter heiratete und mit ihm durch die Welt zog, aber nie geadelt wurde. Sie entwickelte sich zu einer Art Agentin für Beach und war an der Organisation ihrer Europa-Tournee ab 1911 beteiligt.
„Bal masqué“ schließlich, komponiert im selben Jahr, zeigt die leichte, verspielte Seite von Amy Beach. Es handelt sich um ein typisches Salonstück für Klavier, einen eleganten Walzer. Die Komponistin orchestrierte ihn als eine Art Vorstudie zu ihrer „Gaelic Symphony“.
nach Clemens Matuschek
Münchner Symphoniker
Joseph Bastian, Leitung
Camille Schnoor, Sopran
Angela Brower, Mezzosopran
Amy Beach (1867 - 1944)
Symphonie "Gaelic" in e-Moll op. 32
Maria Stuart* (Friedrich Schiller) - Szene und Arie op. 18
Jephthah's Daughter* (Charles-Louis Mollevaut) - Arie für Sopran op. 53
Extase* (Victor Hugo) - Lied für Sopran und Orchester
Bal masqué op. 22
* Weltersteinspielungen
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