Das Küken und der alte Hase
Wie und wann werden Kinder eigentlich an ein Instrument herangeführt? Und wie schaffen es Kinder und Jugendliche trotz Schule, Sport, Freunden und einem unerschöpflichen Angebot an Möglichkeiten zur Lebensgestaltung bei ihrem Instrument zu bleiben?
Unsere Orchestermusiker*innen haben bereits im Kindesalter damit angefangen, sich mit ihren Instrumenten vertraut zu machen. Ihre Leidenschaft für ihr Instrument und für die Musik ist bis heute ihr Lebensmittelpunkt.
Fünf Musiker*innen nehmen Sie mit in ihre Kindheit und verraten Ihnen ihr Geheimnis, wie sie die Begeisterung für das Musikmachen bis heute aufrecht erhalten haben.
Ulrike Kraew, Konzertmeisterin und Violine I
"Ich habe bereits mit drei Jahren angefangen Geige zu spielen. Auf dem Bild bin ich vier Jahre alt und spiele stolz auf einer 16tel Geige mein erstes Konzert. In meiner Familie sind so gut wie alle Menschen Musiker. Mein Vater war Hornist an der Bayerischen Staatsoper, mein Opa war Professor für Horn an der Musikhochschule München, meine Mutter ist Klavierlehrerin ... Es ist also nicht verwunderlich, dass auch ich in jungen Jahren schon ein Instrument gelernt habe.
Mein Leben lang haben wir wundervolle Musik gemeinsam gemacht. Seit ich denken kann sind die Musik und die Geige Teil meines Lebens, und ich konnte mir nie vorstellen einen anderen Beruf zu erlernen. Die Arbeit bei den Münchner Symphonikern mit unseren schönen Konzerten macht mich sehr glücklich und umso mehr vermisse ich unsere Auftritte zur jetzigen Zeit."
Andreas Hausotter, Stellvertretende Solotrompete
"Ich habe mit zirka sieben Jahren mit der Geige angefangen. Bei uns zu Hause wurde immer viel musiziert. Mein Papa spielt z. B. auch Geige und Posaune (nicht professionell). Es lagen auch immer etliche Instrumente bei uns herum. Mit zehn Jahren habe ich dann mit der Trompete begonnen. Und ich habe von der Geige auf die Bratsche gewechselt, mit welcher ich dann jahrelang in unserem heimischen Laienorchester gespielt habe. Erst mit dem Musikstudium auf der Trompete hatte ich dann nur noch wenig Zeit für die Bratsche. Warum ich bei der Musik geblieben bin? Grundsätzlich finde ich immer, dass das Selbermachen viel schöner ist, als das Zuschauen oder Zuhören."
Zuzana Vojtova, Violine II
"Ich war in der Musikschule für Klavier angemeldet. Am Anfang des Schuljahres, ich war acht Jahre alt, hat meine Familie eine Geige geerbt. Und es war entschieden. Meine Eltern wussten damals nicht, dass sie eine kleinere Geige mit kompletter Ausstattung für mich besorgen mussten. Aber das war immer noch billiger als ein Klavier zu kaufen, also hat die Geige gewonnen. Ich habe tatsächlich dann später die geerbte Geige gespielt und mein ganzes Studium mit dem Instrument abgeschlossen. Es war schön bemalt, auf der Rückseite des Instruments war Mozart abgebildet. Das Bild war aber letztendlich dann wertvoller als die Geige selbst, und ich musste mir nach dem Studium einen Meisterinstrument besorgen. Warum bin ich bei der Geige geblieben? Diese Frage stelle ich mir manchmal selbst. Ich wollte eigentlich immer noch ein Instrument neben der Geige lernen. Am Konservatorium in Bratislava mussten wir dann tatsächlich drei Jahre lang mit einer Abschlussprüfung Klavierunterricht nehmen. Und es war einen Albtraum für mich. Bei der Musik zu bleiben, war und ist für mich etwas ganz Natürliches: Ich bin von Natur sehr emotional und durch Musik kann ich mich gut ausdrücken. Wir arbeiten mit Gefühlen und wollen durch Musik beim Publikum etwas bewirken. Wenn ich dadurch jemanden die Laune verbessere oder zum Nachdenken bringe, dann ist das für mich eine relevante Mission. Auch nicht ganz unbedeutend: Schon als Kind lernt man sehr früh bei Konzerten, dass man direkt nach der Arbeit mit dem Applaus eine besondere Wertschätzung für seine Mühe erhält. Das ist sehr motivierend!"
Harald Persicke, Solopauke
"Zu meinem Instrument bin ich mit sechs Jahren gekommen, also 1986. Ich habe mit Schlagzeug und Klavier angefangen. Im Fernsehen lief die Sendung 'Super Drumming', da wusste ich, dass ich unbedingt auch ein cooler Drummer werden wollte. Außerdem haben mich die Spielmannszüge zum Fasching in unserem Ort mit den lauten Trommeln fasziniert. An meinem Instrument mag ich das sehr unterschiedliche Instrumentarium mit dem breiten Spektrum an Klangfarben. Im Studium war es die Disziplin beim Üben und der Wille, immer besser zu werden, was mich angetrieben hat. Außerdem hat das Schlagwerk als Puls im Orchester eine tolle Aufgabe!"
Florian Stepp, Violoncello
"Seit ich ein kleiner Junge war, gehören die klassische Musik und das Orchester zu meinem Leben. Meine Mutter war Geigerin im Münchner Kammerorchester und mein Vater Dirigent. Nachdem auch meine drei älteren Geschwister Instrumente gelernt haben war klar, auch der Kleine (sechs Jahre) muss ran. Eigentlich sollte es die Geige werden, doch nach zwei Stunden bei Mama und fürchterlichem Geschrei haben sie mich dann doch lieber einer Cellistin der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz anvertraut. Und das Cello ist es dann auch geworden und bis heute geblieben. Auch wenn ich damals noch viel lieber Fußball gespielt als Cello geübt habe, Orchester hören und im Orchester spielen war für mich immer das Größte. Heute ist es mir ein besonderes Anliegen, junge Menschen an die klassische Musik heranzuführen und sie zu begeistern. Die Education-Arbeit im Orchester und die damit verbundenen Projekte mit Schulklassen und jungen Musiker*innen betrachte ich als wichtige und zukunftsorientierte Aufgabe. Das gemeinsame Musizieren und dabei kleine und große Klangbilder erzeugen, da bekomme ich bis heute, nach so vielen Berufsjahren, immer noch eine Gänsehaut auf der Bühne, und ich ersehne den Tag, an dem wir endlich wieder auftreten können."
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